Das Staffelholz geht zurück
Schokolade im Kopf.
Ich habe einige Fragen rund um
das Thema »Autorendasein« von Dana Graham, der Autorin der Greystone-Saga
aufgeklaubt. Wer möchte, darf das Stöckchen bei diesem Staffellauf gerne
übernehmen.
Eingeladen hat mich dazu die Hennefer Schriftstellerin Nikola Hotel.
Was ist das Schönste am
Schreibprozess?
Die Vorfreude. Man hat den Plot
im Kopf und als Skript vor sich liegen, man hat seine Charaktere, die sich
entwickeln dürfen. Und dann geht es endlich los! Alles andere ist harte Arbeit
*smile*
Was nervt am meisten? (Überarbeiten,
Formatieren…)?
Da ich manchmal an mehreren
Büchern schreibe, nervt ein wenig die Umstellung auf den Ton, den Rhythmus, den
Plot. Es kann aber auch sehr förderlich sein, zwischen den Büchern zu wechseln.
Ein wenig Abstand von ein paar Tagen bringt Fehler und Schwächen ans Licht. Und
es fallen dir vielleicht noch neue Versatzstücke ein.
Was für Ziele hast Du mit deinen
Büchern?
Meine Kriminalromane haben meistens
einen realen, gesellschaftskritischen Hintergrund, vor dem die Geschichte aufgebaut
wird. Es ist mir wichtig, dem Leser eine Message zu transportieren, ihn
vielleicht aufzuklären. So wie in ‚Abschuss‘ der Sex mit Tieren, in ‚Der Mann
aus Baku‘ die Verflechtung der internationalen Kriminalität und der
Menschenhandel. Im ersten Kriminalroman mit Carola Pütz, einer
Gerichtsmedizinerin außer Dienst, geht es um Kinderprostitution. Neben all der
Message sind meine Kriminalromane in erster Linie spannend. Wenn sich der Leser
nebenbei auch noch unterhalten fühlt, umso besser. Was nutzt die beste Message
und wohlgemeinte Sozialkritik, wenn der Leser das Buch nach zwanzig Seiten enttäuscht
weglegt?
Was machst Du gegen
Schreibblockaden?
Schreibblockade? Was ist das?
Was darf beim ‚Kreativsein‘ auf
keinen Fall fehlen?
Ein Kaffee, Schokolade, die macht
den Kopf frei. Je nachdem auch Musik. Kommt drauf an, was ich gerade schreibe.
Entweder Hardrock (Verfolgungsjagden) oder Klassik (wenn die Helden den Blues
haben).
Was ist die größte Untugend/der
größte Fehler, den man als Autor besitzen/machen kann?
Ein Maler studiert Farben und Licht.
Ein Fotograf studiert seine Kamera. Ein Fußballspieler trainiert am Ball, ein
Rennfahrer sitzt im Auto, ein Schriftsteller liest Bücher. Schlechte Bücher und
vor allem großartige Bücher. Viele großartige Bücher. Dadurch bemerkt man seine
eigene zwergenhafte Größe, und wird nicht größenwahnsinnig. Und: man bemerkt
auch, wenn der Unterschied zu den großartigen Büchern eine Winzigkeit geringer
wird, je mehr man schreibt.
Welches Buch hat dich am meisten
beeinflusst?
Ganz ehrlich? ‚Grün ist die
Hoffnung‘ von T.C. Boyle. Ich habe mich einfach nur schlapp gelacht. Oder die
Bücher von Douglas Adams. Ich wollte immer solch bekloppte Geschichten
schreiben können. Dann die Dunkelheit der Mankell-Krimis. Und natürlich die
Millennium-Trilogie. Stieg Larsson ist ein Gott. Ich denke, man muss als Autor
alles lesen, was gut ist. Auch in einem Krimi gibt es gefühlvolle Passagen, die
Helden sind verliebt, verletzt, traurig, oder depressiv. Also muss man auch
Liebesgeschichten und Dramen lesen. Garcia Lorca zum Beispiel. Nur wer selber
liest, kann auch das transportieren, was Menschen an Büchern fesselt. Ansonsten
bleibt es gut gemeintes Handwerk.
Ich gebe das Staffelholz an meine
Kollegin Nikola
Hotel zurück, die unter anderem einen wirklich sehr schönen Fantasy-Roman ‚Rabenblut
drängt‘ geschrieben hat. Vielen Dank Nikola fürs Einladen. Du warst übrigens meine
Inspiration in Sachen ‚Liebesgeschichte‘.
Liebe Grüße
Michael