Rezension "Der Fall Collini" von Ferdinand von Schirach
Cover:
Zwei riesige weiße Säulen
sind das zentrale Element des Covers, ein weißes Nichts dahinter. Im Vordergrund
ein schwarz gekleideter Mann mit einer Aktentasche in seiner linken Hand, der
auf die Säulen und das Nichts zuläuft. Symmetrie, war mein erster Gedanke. Monumentalarchitektur.
Drittes Reich. Ein alter Bau, vielleicht ein Gerichtsgebäude, was ja zum Titel
passen würde.
Der Inhalt des Buches
klingt vielversprechend: Im Berliner Hotel Adlon wird ein deutscher
Industrieller auf brutale Weise ermordet. Der Täter Fabrizio Collini wartet
nach seiner Tat auf seine Festnahme durch die Polizei im Foyer des Hotels. Er
gesteht die Tat, schweigt jedoch über sein Motiv.
Caspar Leinen, ein
junger Anwalt übernimmt die Pflichtverteidigung für den Mörder. Doch schon kurz
nach Beginn der Ermittlungen gerät der junge Anwalt in Gewissenskonflikte, als
er erfährt, dass das Opfer der Großvater seines besten Freundes ist. Hiermit
verbindet er angenehme Erinnerungen an seine Kindheit. Dennoch stellt er sich der Herausforderung.
Was sich ja durchaus als spannendes Element herausstellt, bleibt aber blass. Der
Autor will das Mordmotiv so lange wie möglich zurückhalten, um die Spannung zu
steigern oder aufrecht zu erhalten. Das
geht nach hinten los und nervt eher.
Und: Das Ende ist
lieb- und einfallslos auf zwei Seiten beschrieben. Man bekommt das Gefühl, als
hätte von Schirach den Veröffentlichungstermin verschlafen oder schlichtweg keine
Lust mehr gehabt.
Erzählstil:
Der Autor schreibt
eine knappe, präzise Sprache. Das ist (noch) in Ordnung, manchmal passt das Lakonische,
manchmal aber ist es ein wenig zu berichtartig. Man wünscht sich etwas mehr
Farben. Wenn man böse sein will, dann beschreibt man das so: Die Sprache wirkt
über weite Strecken wie aus einem Groschenroman.
"Ein großartiger
Erzähler!" steht auf dem Rücken des Buches, ein Zitat aus einer
Spiegel-Rezension. Das machte mich aufmerksam und ich habe mir das Buch
ausgeliehen.
Leider stimmt das so nicht.
Ferdinand von Schirach ist Rechtsanwalt. Dort mag er gut sein. Auch vieles
erleben. Zu großartiger Literatur machen
kann er das nicht.
Weil es sich durchaus
um ein engagiertes Thema und einem
reellen Fall handelt noch gutgemeinte ***Sterne.
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