Rezension "Rabenblut drängt" von Nikola Hotel.
Cover
Das Cover kommt schlicht daher.
In Blau gehalten findet man ein Bild der Prager Wenzelsbrücke vom Flussufer aus
aufgenommen. In den oberen Teil des Covers ragt die rechte Schwinge eines Raben
im Flug. Da das Cover sich auf eine Farbe beschränkt, ist es stimmig und vermittelt
einen Eindruck davon in welcher Gegend man sich befindet.
Inhalt
Erzählt wird die Geschichte eines
Mannes, Alexej. Als Gestaltwandler, halb Mensch, halb Vogel, lastet ein
Blutfluch auf ihm.
Er trifft auf Isabeau, eine junge
Biologiestudentin, die als Praktikantin in einem Nationalpark arbeitet. Sie
findet eines Nachts einen schwer verletzten Mann in den Wäldern Böhmens. Alexej.
Tief in den urwüchsigen Wäldern des Böhmerwaldes zurückgezogen, lebt er
normalerweise und versucht seinen Schwarm zu schützen.
Isabeau und Alexej entdecken ihre
gegenseitige Anziehungskraft.
Die junge Frau sträubt sich erst
dagegen, doch erliegt sie dann seinem unergründlichen Charme.
Doch die Ereignisse überschlagen
sich schon bald. Der Fluch gefährdet nicht nur den Schwarm, sondern auch das
Leben von Isabeau. Es bleibt Alexej nichts anderes übrig als sich seinen alten
Widersachern zu stellen.
Früher habe ich die Bücher von
Marion Zimmer-Bradley verschlungen. Doch dann habe ich das Interesse an Fantasy
verloren. Daher war ich erst skeptisch. Raben, mystische Wälder, geheimnisvolle
Protagonisten. Nikola Hotel bedient sich im Auftaktroman ihrer Rabensaga einem
altbekannten Erfolgsrezept. Könnte man denken. Doch man bekommt hier noch viel
mehr geboten. Der Roman ist spannend
erzählt, die anfängliche Skepsis der Protagonistin Alexej weicht langsam ihrer
Erkenntnis, dass sie gar nicht anders kann, als sich zu verlieben. Der Herzschmerz
und das Eingestehen ihrer Liebe sind auf so eine ‚goldige‘ Art beschrieben,
dass ich schmunzeln musste. Ich fühlte mich wieder in meine Teenie Zeit zurück
versetzt.
Jede leidenschaftliche Fantasy-Leserin
wird mir da sicher zustimmen. Aber es bleibt nicht nur bei der Romantik. „Rabenblut
drängt“ ist mystisch, romantisch, herzzerreißend und vor allem höllisch spannend.
Und: der Roman hat mir den Spaß
an Fantasy wiedergegeben.
Schreibstil
Die Autorin nimmt mich mit. Von der
ersten Seite an. Ihre Erzählweise hat Töne in mir angeschlagen, die bis heute
nachklingen. Bildhaft. Meine Sinne wurden geschärft wie die von Alexej. Ich bin
mit Isabeau durch den Böhmerwald getapst. Atmosphärisch dicht beschreibt sie ‚ihren‘
Böhmerwald. Dabei kommen völlig neue Bilder in den Kopf, neue Töne erscheinen.
Völlig unkonventionell, völlig neu.
Nikola Hotel schafft es, mich in
ihre Welt, eine Welt, geschaffen aus Worten zu entführen und mich nachhaltig
zum Nachdenken zu bringen. Ich war dort
im Wald, bin mit Alexej geflogen, habe meine Schwingen wachsen sehen und habe die
Befreiung gespürt mich in die Lüfte zu erheben. Worte die zugleich Freiheit
geben und Zwänge offenbaren. Die Autorin beherrscht beides.
Sie schafft damit auch mehr
Verständnis für den Tierschutz zu erwecken als manches gutgemeinte Fachbuch. Nur ganz nebenbei bemerkt.
Fazit
Ja, ja und noch einmal ja. Ich
freue mich auf den nächsten Roman. Ich freue mich auf Alexej, ich freue mich
auf Isabeau und ich freue mich auch auf die anderen Raben. Kroak.
Es ist für mich völlig
unglaublich, dass es sich bei diesem Roman um ein Erstlingswerk handelt.
Leicht, ernst, mit Esprit und manchmal auch tiefgründig.