Sonntag, 4. Mai 2014



Literarische Fettecke

 
Wer erinnert sich noch an den Hausmeister, der 1986 an der Düsseldorfer Akademie die Beuys'sche Fettecke entfernt hatte? Damals ging ein Raunen und ein Schmunzeln durch die Kunstwelt. Wenig später wurde der Spruch geboren: 'Ist das Kunst oder kann das weg?'
Ich erinnere mich noch an meine Zeit an der Uni Siegen, wo ich bei Peter Nettesheim und Michel Sauer studierte. Dort haben wir auch oft unsere Kommilitonen mit dem Spruch geärgert.
Unter Gleichgesinnten konnte man sich das an den Kopf werfen, meist im Spaß. Bei den Arbeitsbesprechungen wurde dann schon eher mal Tacheles geredet und der eine oder andre konnte dann sein Konzept der eine bestimmte Arbeit in die Tonne kloppen. Ich erinnere mich noch an eine meine Mitstudentinnen, die eine sehr umfangreiche Papierarbeit nach einer solchen Besprechung eigenhändig abfackelte. Der Kommentar: 'Es war halt Müll, es konnte weg.'
 
Aber es gab da eine gewisse Fairness unter uns. Keiner hätte sich getraut, den anderen zu 'dissen', wie es jetzt so fein Neudeutsch heißt. Es ging um die Arbeit, um die Konzepte und um die Stimmigkeit.
 
In der Literatur ist das oft anders. Autoren scheinen nicht so unempfindlich gegen Kritik zu sein. Ich kann mich da nicht ausschließen, denn ich habe auch schon oft überreagiert, wenn einer meine Bücher schlecht gemacht hat.
Doch ich habe daraus gelernt. Die Bücher wurden korrigiert und lektoriert. Durch meine Arbeit habe ich in der letzten Zeit einige Werke meiner Indie-Kollegen lesen können. Was mir da vorgesetzt wurde, war teilweise harter Tobak. Manchmal jenseits der Schmerzgrenze, was Aufbau, Logik und Continuity anging. Da wurde über Menschen geschrieben, die erst später in die Handlung eingriffen oder ein Held war plötzlich mit einer Frau zusammen, was aus dem bisherigen Text überhaupt nicht hervorging. Dennoch waren diese Bücher wochenlang in den Bestseller-Listen.
 
Seis drum, ich habe mir jetzt einfach erlaubt, diese Autoren in meine persönliche Fettecke zu stellen. Ein Bestseller ist nicht immer gleichzusetzen mit Qualität.

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