Rezension ‚Nichts als Erlösung‘ von Gisa Klönne
Cover:
Das Cover bietet ein interessantes Detail: einen
Riss, der sich von links nach rechts quer durch das Mauerwerk, das Fenster und
die Scheiben zieht. Dies ist schon eine Metapher und hinterlässt daher einen
bleibenden Eindruck. Überwiegend in grau gehalten wirkt das alte Zimmer kalt
und leer. Sichtbar verlaufende Heizungsrohre und die Größe des Raumes deuten auf
eine Schule oder ein Internat hin.
Ein kleines Mädchen in einem roten Kleid, läuft ins
Bild, scheinbar auf ein Fenster zu. Sie bringt etwas Farbe und somit auch Wärme
ins Spiel. Auch hier korrespondiert die Farbe des Kleides mit der Schriftfarbe
des Titels. Spätestens nachdem man den Klappentext gelesen hat, weiß man, dass
das Cover sehr gut zum Thema passt.
Inhalt:
Im August sucht der oft illegal arbeitende
Schatzsucher Eric Sievert einen Schatz aus der Römerzeit im Wald mit seinem Metalldetektor.
Er findet eine fast neuwertige Kette mit einem Herzanhänger aus Gold. Nicht nur
die, als er weitersucht, findet er einen menschlichen Knochen.
Köln. Beinahe zeitgleich joggt Judith Krieger am
Rhein entlang, als sie plötzlich Schreie hört. Ein amerikanisches Ehepaar ist
auf eine Leiche gestoßen, deren Gesicht komplett verstümmelt ist. Im Laufe der
Ermittlungen stellt sich heraus, dass es sich um Jan Vollenweider handelt,
dessen Eltern früher Heimleiter in dem Kinderheim "Frohsinn" waren.
Jan Vollenweiders Eltern und auch dessen Schwester wurden damals umgebracht. Die
Leichen wurden niemals gefunden. Im Gegenteil, Jan Vollenweider selber geriet
damals selber unter Mordverdacht. Er lebte lange Jahre auf Samos in
Griechenland.
Judith Krieger wird zusammen mit ihrem Partner
Manni Korzilius mit den Ermittlungen beauftragt. Während der Ermittlungen
erhält Krieger immer wieder Briefe eines Unbekannten, die mit seltsamen Fotos
bestückt sind, auf die sie sich keinen Reim machen kann.
Gisa Klönne hat mit „Nichts als Erlösung"
einen sehr ruhigen aber auf jeden Fall auch sehr eindringlichen Krimi
geschrieben. Wer Action erwartet, wird sie hier vergebens suchen. Die Handlung rieselt
eher ruhig vor sich hin, war jedoch zu keinem
Zeitpunkt langweilig.
Ganz im Gegenteil: besonders die Passagen zum
Thema Kindeserziehung zu Hitlers Zeiten haben mich interessiert. Hier hat Gisa
Klönne viel Zeit in die Recherche investiert. Was man daran merkt, welch großen
Teil des Buches es ausmacht. Im Nachwort erwähnt sie auch noch einmal, dass das
Kinderheim „Frohsinn“ nur ein Produkt ihrer Fantasie ist. Die Daten und Fakten
zur Geschichte der Heimkinder im Deutschland der Nachkriegszeit sind aber
reell.
Ihre Angaben zu den Erziehungsmethoden basieren
auf dem Erziehungsratgeber von Johanna Haarer. Unglaublich. Die Ansichten
dieser Frau. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Die Autorin selber
schreibt, dass es ihr in diesem Fall vorrangig darum ging, zu zeigen, welch menschenverachtendes
Potenzial das aus der NS-Zeit übernommene Erziehungsbild mit seinen oft widerwärtigen
Züchtigungsmethoden entfaltet hat. Auch weit nach dem Ende der NS-Zeit. Meine
Geschwister sind Nachkriegskinder und daher weiß ich aus ihren Erzählungen
etwas über ihre Schulzeit und die damaligen Lehrmethoden.
Schreibstil:
Das Buch gliedert sich in verschiedene Stränge,
was dazu führt, dass die Geschichte anfangs unübersichtlich ist. Weiterhin wird
jeweils der Anfang eines Kapitels mit einer Art "Tagebucheintrag" des
Mörders unterbrochen. Hier hat die Autorin ein anderes Schriftbild verwandet,
sodass sich diese Einträge vom Rest deutlich abheben. Zwar
wird durch die verschiedenen Erzählperspektiven das Ganze etwas aufgelockert,
aber leider störte das auch erheblich meinen Lesefluss. Der Stil der
Autorin ist manchmal gewöhnungsbedürftig, aufgrund der detaillierten Erklärungen,
die sich oft über Seiten hinziehen.
Fazit:
Gut. Aber nur vier Sterne wegen der Längen. Allerdings
fand ich diesmal auch den Schluss nicht optimal. Selber Polizist spielen? Nein.
Man hat nicht die Möglichkeit, selber auf den Täter kommen zu können. Auch die
Traumsequenzen Kriegers waren manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, was aber
locker durch die Beschreibung der Dienstreise nach Samos wieder ausgeglichen wurde. Judith Krieger blieb mir als Typ leider ein
wenig blass.
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