Montag, 10. Dezember 2012



Rezension ‚Nichts als Erlösung‘ von Gisa Klönne

Cover:

Das Cover bietet ein interessantes Detail: einen Riss, der sich von links nach rechts quer durch das Mauerwerk, das Fenster und die Scheiben zieht. Dies ist schon eine Metapher und hinterlässt daher einen bleibenden Eindruck. Überwiegend in grau gehalten wirkt das alte Zimmer kalt und leer. Sichtbar verlaufende Heizungsrohre und die Größe des Raumes deuten auf eine Schule oder ein Internat hin.  

Ein kleines Mädchen in einem roten Kleid, läuft ins Bild, scheinbar auf ein Fenster zu. Sie bringt etwas Farbe und somit auch Wärme ins Spiel. Auch hier korrespondiert die Farbe des Kleides mit der Schriftfarbe des Titels. Spätestens nachdem man den Klappentext gelesen hat, weiß man, dass das Cover sehr gut zum Thema passt.

Inhalt:

Im August sucht der oft illegal arbeitende Schatzsucher Eric Sievert einen Schatz aus der Römerzeit im Wald mit seinem Metalldetektor. Er findet eine fast neuwertige Kette mit einem Herzanhänger aus Gold. Nicht nur die, als er weitersucht, findet er einen menschlichen Knochen.
Köln. Beinahe zeitgleich joggt Judith Krieger am Rhein entlang, als sie plötzlich Schreie hört. Ein amerikanisches Ehepaar ist auf eine Leiche gestoßen, deren Gesicht komplett verstümmelt ist. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass es sich um Jan Vollenweider handelt, dessen Eltern früher Heimleiter in dem Kinderheim "Frohsinn" waren. Jan Vollenweiders Eltern und auch dessen Schwester wurden damals umgebracht. Die Leichen wurden niemals gefunden. Im Gegenteil, Jan Vollenweider selber geriet damals selber unter Mordverdacht. Er lebte lange Jahre auf Samos in Griechenland.

Judith Krieger wird zusammen mit ihrem Partner Manni Korzilius mit den Ermittlungen beauftragt. Während der Ermittlungen erhält Krieger immer wieder Briefe eines Unbekannten, die mit seltsamen Fotos bestückt sind, auf die sie sich keinen Reim machen kann.

Gisa Klönne hat mit „Nichts als Erlösung" einen sehr ruhigen aber auf jeden Fall auch sehr eindringlichen Krimi geschrieben. Wer Action erwartet, wird sie hier vergebens suchen. Die Handlung rieselt eher ruhig vor sich hin, war  jedoch zu keinem Zeitpunkt langweilig.

Ganz im Gegenteil: besonders die Passagen zum Thema Kindeserziehung zu Hitlers Zeiten haben mich interessiert. Hier hat Gisa Klönne viel Zeit in die Recherche investiert. Was man daran merkt, welch großen Teil des Buches es ausmacht. Im Nachwort erwähnt sie auch noch einmal, dass das Kinderheim „Frohsinn“ nur ein Produkt ihrer Fantasie ist. Die Daten und Fakten zur Geschichte der Heimkinder im Deutschland der Nachkriegszeit sind aber reell.  

Ihre Angaben zu den Erziehungsmethoden basieren auf dem Erziehungsratgeber von Johanna Haarer. Unglaublich. Die Ansichten dieser Frau. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Die Autorin selber schreibt, dass es ihr in diesem Fall vorrangig darum ging, zu zeigen, welch menschenverachtendes Potenzial das aus der NS-Zeit übernommene Erziehungsbild mit seinen oft widerwärtigen Züchtigungsmethoden entfaltet hat. Auch weit nach dem Ende der NS-Zeit. Meine Geschwister sind Nachkriegskinder und daher weiß ich aus ihren Erzählungen etwas über ihre Schulzeit und die damaligen Lehrmethoden.

Schreibstil:

Das Buch gliedert sich in verschiedene Stränge, was dazu führt, dass die Geschichte anfangs unübersichtlich ist. Weiterhin wird jeweils der Anfang eines Kapitels mit einer Art "Tagebucheintrag" des Mörders unterbrochen. Hier hat die Autorin ein anderes Schriftbild verwandet, sodass sich diese Einträge vom Rest deutlich abheben. Zwar wird durch die verschiedenen Erzählperspektiven das Ganze etwas aufgelockert, aber leider störte das auch erheblich meinen Lesefluss. Der Stil der Autorin ist manchmal gewöhnungsbedürftig, aufgrund der detaillierten Erklärungen, die sich oft über Seiten hinziehen.

Fazit:

Gut. Aber nur vier Sterne wegen der Längen. Allerdings fand ich diesmal auch den Schluss nicht optimal. Selber Polizist spielen? Nein. Man hat nicht die Möglichkeit, selber auf den Täter kommen zu können. Auch die Traumsequenzen Kriegers waren manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, was aber locker durch die Beschreibung der Dienstreise nach Samos wieder ausgeglichen wurde. Judith Krieger blieb mir als Typ leider ein wenig blass.

 

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