Dienstag, 11. Dezember 2012

Rezension „Selbstauslöser“ von Michael Lister

Cover:
Wer seine Bücher nach einem "tollen" Cover aussucht - soll es geben - der geht sicher an diesem Buch vorbei. Als Fotograf sprang mir der Titel ins Auge. Wäre das nicht passiert, das Buch wäre im Regal geblieben. Die zackeligen Linien auf dem Cover sind geprägt und erhaben.

Inhalt:
Nach dem Tod seines Vaters kehrt Remington James aus der Großstadt  ins ländliche Florida zurück. Nicht nur freiwillig.  Dort führt er das Waffengeschäft seines Vaters weiter. Und er kümmert sich um seine kranke Mutter. Aber nicht nur diese Verpflichtungen führen ihn zurück. Er möchte seinem Leben einen neuen, tieferen Sinn geben. Er verdient in der Stadt viel Geld, ist ein angesehener Werbemann. Doch das befriedigt ihn nicht. Er möchte seiner alten Leidenschaft, der Photographie, in den Wäldern Floridas nachgehen. Eines Abends zieht er los, schließt den Laden vor der Zeit.
Sein Traum ist es einmalige Tieraufnahmen zu machen. Daher hat er im Wald überall an Stellen, die von den seltenenTieren aufgesucht werden, Kamerafallen aufgebaut. Er geht die Stellen ab um sie zu kontrollieren. Neben Tieraufnahmen hat eine dieser Kamerafallen auch einen bestialischen Mord aufgenommen, der kurz vorher passiert ist.
Der Täter ist noch in seiner Nähe. Aufgeschreckt. Plötzlich wird Remington zum Gejagten, die Flucht treibt ihn immer tiefer in die dunklen Wälder. Der Killer holt sich Verstärkung und die Lage wird immer aussichtsloser.
Michael Listers Roman ist nicht der herkömmliche Thriller. Die Aufklärung des Mordes steht im Hintergrund. Der Täter ist über weite Strecken des Romans nur eine Stimme am Walkie Talkie, der James immer wieder antreibt zu überleben.
Lister schickt seinen Protagonisten auf der Flucht vor allem auf einen inneren Trip. Selbstreflektion.  Was ging schief in seiner Ehe? Warum gab es diese große Leere in seinem Leben? Was würde sein Vater Cole tun?  Noch über den Tod hinaus "hilft" ihm sein Vater in einigen Situationen. Nicht alles, was er in der Nacht über sich erfährt, gefällt ihm.
Was tut einer wie Remington um dem Grauen für einige Momente zu entfliehen? Er denkt nicht nur an seine Familie und seine Vergangenheit. Er denkt an weltberühmte Fotos. Beschreibt sie für sich und dem Leser. Hier gönnt Lister seinem Helden eine kurze Ruhepause und führt ihn eine Zeit weg vom nächtlichen Geschehen. Doch schon bald stößt er Remington James in die brutalen Ereignisse zurück. Remington leidet. Und es wird immer schlimmer.

Schreibstil:
Die stilistischen Mittel: Aufzählungen, Wortstakkato, kurze Abschnitte wechseln sich ab mit Schachtelsätzen. Das Wortstakkato gefällt einem oder nicht. Einen großen Teil des Buches nehmen Beschreibungen der Flora und Fauna ein. Die sind nicht für den europäischen Leser verständlich, sind manchmal ein wenig zu üppig. Mir war es teilweise auch zu viel. Aber der Plot treibt den Leser einfach weiter. Ich habe das Buch in einem durchgelesen.
Die Angst, die er beschreibt, nimmt einen weiteren großen Teil des Romans ein. Lister beschreibt sie hautnah, spürbar, packend und direkt. Aber gerade das macht den Thriller anders. Direkter. Erlebbarer. Ich war immer bei Remington.
Fazit:
Also, was soll ich schreiben? Ich sage mal, was mit mir passiert ist. Als ich die letzten Seiten des Romans gelesen hatte, standen mir Tränen in den Augen. Warum so? Ich war sogar wütend. Mittlerweile sehe ich das als große Qualität des Romans an. Lister treibt seinen Helden durch eine schlaflose, albtraumhafte Nacht. Er verlässt die ausgelatschten Thrillerpfade und bietet dem Leser ein Psychogramm dieser Nacht an.
Für mich eine klare Kaufempfehlung. *****Sterne.

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